Krisen sind eine krude Mischung aus Kernseife und Herpes – sie haben sowohl etwas reinigendes als auch etwas sehr unangenehmes. Ein Freund von mir hat gerade Herpes – ein großes häßliches leuchtendes Ding, und er hat gesagt, dass der Herpes immer wiederkommt – so ist das mit den Krisen auch. Die Krise hat den Säbelzahntiger als natürlichen Feind des Menschen abgelöst und ist seitdem ein ständiger Begleiter unserer Evolution: von der Feuersteinkrise bis hin zur Ölkrise. Was hab ich persönlich nicht schon alles an Krisen gehabt. Eine nahezu komplette Sammlung von Sinnkrisen über Glaubenskrisen bis hin zu Finanzkrisen. Aber mein Motto war stets: "I will survive!", das Leitmotiv aller Kakerlaken und Gloria Gaynor. Und natürlich hielt es bis hierhin auch mit Elton John, denn „I'm still standing!“
Jeder hat seine eigene Art mit einer Krise umzugehen. Der eine steckt seinen Kopf in den Sand oder umgekehrt und ignoriert sie, der andere weiß von ihr und sitzt sie Helmut Kohlig aus. Andere packen das Problem an und trainieren mit Apollo. Ach ja, Rocky 3, die reinste Versinnbildlichung von Krisenbewältigung, die ich mir vorstellen kann. Herr Balboa ist am Ende und Herr Creed bringt ihn dazu, seine alten Techniken über den Haufen zu werfen und neue zu lernen. Es hat auch ein bisschen was mit Wurzelfindung zu tun.
Wann immer ich in einer Krise stecke, analysiere ich sie erstmal. Was ist das Problem? Was kann ich tun? In der momentanen Situation hier in Deutschland und in der Welt allgemein schätze ich meine Möglichkeiten als relativ beschränkt ein. Was könnte der Einzelne tun, wenn ganze Nationen scheitern und straucheln? Die Krise, in der wir stecken scheint jedoch weniger eine abebbende Finanzkrise inklusive aller Nachwehen zu sein, als vielmehr eine Moralkrise. In den vergangenen Monaten wurde deutlich, was viele ahnten, einige wußten und die meisten verdrängten: Das System ist im Arsch! Bäääääm!!!
Neben dem aufrechten Gang hat der Mensch ganz elegant auch eine "Ich lüg mir selbst in die Tasche um mich besser zu fühlen“-Attitüde kultiviert. Ignoranz als Selbsterhaltungsstrategie. Bis vor einigen Jahren zeigte beispielsweise MTV Sendungen wie MTV-Cribs. Dort konnte Otto-08/15 sehen, wie die Stars so leben und was sie sich leisten. Traumanimation hätte man das bestenfalls nennen können. Als immer mehr Menschen realisierten, dass das für sie vollkommen unerreichbar ist, fing man an, den Menschen ihr eigenes Leben näher zu bringen. Das ist krank! Sie zeigen im Fernsehen das Leben von Leuten, mit dem sich andere Leute trösten können – so nach dem Motto: "So scheiße geht es uns aber noch nicht!“
Poltisch sitzen wir wie gewohnt auf den billigen Plätzen, aber punktgenau zwischen den Stühlen. Die Volksvertretung vertritt sich selbst und am besten ihre eigene Interessen. So ist das Krisenmanagement der krisensicherste Job – paradox! Ob da das Krisenmanagement will, dass die Krise vorbei geht? Fakt ist doch, dass egal was gemacht wird, der bittere Beigeschmack der Ungerechtigkeit bleibt. Und irgendwie hat man das Alfred Tetzlaffige Gefühl des hilflosen kleinen Mannes. Aber was hilft es, in die Luft gehen zu gehen wie das legendäre HB-Männchen, wenn keine Zigarette der Welt das Problem löst?
Es wäre vielleicht eine Überlegung wert, bei der nächsten Bundestagswahl mal mit bedacht zu wählen und zu hoffen, dass nicht wieder einer Außenminister wird, der auf einer Kanonenkugel durch die Welt reitet. Andererseits ist es natürlich auch immer eine Wahl zwischen Orange und Apfelsine. Ich bin nicht sicher, ob irgendeine Bundesregierung die richtigen Antworten findet, weil ich denke, dass die Politik sich zum Großteil nicht mal die richtigen Fragen stellt. Bis zur Lösung in einem fernen Erdzeitalter habe ich folgenden Tipp von einem Arbeitskollegen: "Kopf hoch, mein Sohn, nimm erst mal 'n Taschentuch! Das Leben ist ein Auf und Ab wie 'n Flaschenzug.“ (Dendemann "Ich so, er so“)
die Politik wurde eh schon von der Wirtschaft überholt und abgelöst. Darüber kann man sich aufregen oder hoffen. Deshalb muss ein ethisch morlischer Wandel aus der Wirtschaft kommen. Ich sehe in meinem Umfeld sehr viele Unternehmer, die nach gewiseen etischen moralischen Werten leben und handeln. Und auch wenn es nur mittelständische und kleinst Unternehmer sind hoffe ich, das hieraus eine neue Generation der Entscheider in der Wirtschaft wächst, die die alten verkrusteten Lobby- und Anzugträgerstruktur sprengt...
AntwortenLöschenIch denke, dass ist die einzige Chance, die ich derzeit sehe.