Die winkende Katze
Ich habe versucht ein Huhn zu blenden – ganz klassisch – mit einem glühenden Schwert wie im Kurier des Zaren. Mich hat interessiert, ob es wirklich ein Korn findet. Darauf gekommen bin ich, als ich darüber nachdachte, ob Glück eigentlich Zufall ist oder eine Art Gabe.
Gustav Gans scheint eine Gabe zu besitzen, während Forrest Gump eher der Zufallstyp ist. Was ist also dieses Glück, das man auf so unterschiedliche Art haben kann? Welcher Typ ist das Huhn?
Wie uneindeutig und realtiv Glück ist, beschreibt am besten der alte Witz: Sind Zwei Männer vom Hochhaus gefallen – einer hatte Glück, er ist auf der Hälfte mit einem Auge an einem Nagel hängen geblieben. Ist das schon das viel beschworene Glück im Unglück oder ist das eher die „größeres Unglück im Unglück“-Variante? Unter welche Kategorie fallen ein Lottogewinn oder eine ungewollte Schwangerschaft?
Halten wir also fest, es gibt verschiedene Arten von Glück. Glück empfinden – zum Beispiel Frau gefunden, Heirat, Geburt, neue Nikes oder leckeres Essen – und dann gibt es noch die „Glückgehabt“-Situation – zum Beispiel der Himmel ist einem noch nicht auf den Kopf gefallen, die limited Nikes waren noch nicht ausverkauft, nur ein Arm ab und so weiter...
In beiden Fällen jedoch bedeutet Glück ein in gewisser Weise euphorisches Gefühl. Eine Sitaution wendet sich zum Guten oder eben nicht zum richtigen Armageddon.
Die Suche nach dem Glück ist so alt wie die Menschheit und vielleicht sogar noch älter. Ich könnte mir vorstellen, dass Gott nachdem er alles zusammengeknetet hatte eine Art Glück empfand. Vielleicht das Glück eines Modellbau-Fanatikers, der eine neue Teilstrecke fertig gekriegt hat.
Das Streben nach Glück ist unser Antrieb, Unglück oder unglücklich zu sein ist für die meisten – EMOS ausgenommen – ein nicht erstrebenswerter Zustand. Wobei man mal in den Raum werfen könnte, dass ewiges Glück irgendwie auch überbewertet wird – ich meine, wo ist da der Kontrast? Ohne Sonne keinen Schatten, und die wirklich miesen Tage lassen uns doch die guten genießen. Seit ich Vater geworden bin fällt mir immer mehr auf, wie versessen ich darauf bin, mein Kind glücklich lachen zu sehen. Ich tue alles, um dieses Gefühl bei dem Kleinen auszulösen. Sollte er mal zwischendurch neutral oder eher traurig, melancholisch gucken, starte ich gleich verschiedene Versuche, den „Normalzustand“ wiederherzustellen. Aber ist der Normalzustand eines Kindes oder eines Erwachsenen dauerhafter Endorphinausstoß? Sollte ich meinem Kleinen nicht auch mal eine „andere“ Laune zugestehen, ohne es gleich persönlich zu nehmen oder schon mal nach einem Psychiater zu googlen? Forme ich mein Kind damit bewusst unbewusst zu einer Grinsekatze, die denkt, sie müsse immer gute Laune habe, auch wenn es nicht so ist, nur um mich nicht zu enttäuschen?
Drogen bescheren ja vielen Partygängern ein temporäres Glücksgefühl, und auch in einigen Familien sind die bunten Glückspillen gern gesehene Gäste. Wenn ich so recht darüber nachdenke, so ist die Depression auch mein größter Angstgegner. Ich selbst sehe mich eher als Frohnatur, und die Vorstellung, dauerhaft geknickt zu sein, ist furchtbar. Die schlechte Laune, die Traurigkeit schwebt wie ein Damokles-Schwert über den Köpfen der Gesellschaft, und im Stress des Alltags oder durch die schönen bunten Bildern aus der Werbung vergessen wir zu oft die inneren Stimmen. Alle Menschen sehen gut aus und sind gesund und vital – außer denen aus den RTL-Reality-Dokus. Meine Frau hat recht wenn sie sagt, dass man nicht andauernd strahlend durch die Welt zieht. Sie sagt immer, ich solle es mal akzeptieren. Recht hat sie!
Ein Kollege sagt immer: Glück ist Geschick! Ich denke er meint damit, dass man sein Schicksal ein wenig mitbestimmen kann. Ein bisschen Disziplin, ein wenig Arbeitseifer und vor allem: den richtigen Blickwinkel. Yoda hat uns 1980 bereits erklärt, wie einfach die Dunkle Seite zu erreichen ist. Wer sich ständig darauf konzentriert, zu sehen, wie schlecht die Welt ist, wird seine schlechte Welt maßgeblich mitbestimmen, und zwar zum Negativen. Das wahre Glück liegt verborgen hinter einem Haufen Lügen, Klischees und Marketing-Kampagnen. Glück ist Einstellungssache. Die Frage bleibt: Warum hat dieser bescheuerte Timm Thaler sein Lachen verkauft? War doch klar, dass das eine doofe Idee ist. Ich lass die Katze winken!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen