Freitag, 14. Januar 2011

Vorsätzliche Vorsätze

Gute Vorsätze sind gut, deshalb heißen sie ja auch GUTE Vorsätze. Ich glaube, schlechte Vorsätze gibt es in diesem Zusammenhang nicht, aber vielleicht kann mich jemand eines Besseren belehren. Zumindest ist mir da nichts bekannt. Punkt! Interessanterweise gibt es diese Tradition der guten Vorsätze seit Ewigkeiten um den Jahreswechsel herum. Ich hab' mich immer gefragt, warum sich erst die letzten Zahlen eines Datums ändern müssen, bevor Leute sich vornehmen, aufzuhören scheiße zu sein.
Unter Vorsatz versteht man in der Psychologie eine Absicht, in einer bestimmten Situation ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Die meisten Leuten, die ich kenne – mich inbegriffen –, verstehen unter Vorsatz ein „Kannmanmalmachenvielleichtwennspasst“. Es ist eine Art grobes Ziel mit anvisiertem Anfangspunkt, allerdings ohne große Hoffnung, dass man es wirklich macht. Es ist so eine Art Vorsatz zum Vorsatz. Bei dieser Art des Selbstbetruges ist das Timing von entscheidender Bedeutung. Man sucht sich einen Tag für den Beginn, einen besonderen Tag, zum Beispiel Montag oder den Neujahrstag – also einen Zeitpunkt, der in sich schon für einen Neuanfang steht. Und wenn man das dann verbockt, muss man entweder eine Woche oder ein ganzes Jahr warten, um wieder einzusteigen.
Ganz oben in diesen Murmeltiertagslisten – so glaube ich – stehen bei vielen, mit dem Rauchen aufzuhören und weniger Alkohol zu trinken – also Dinge, die einem ein schlechtes Gewissen machen, weil man weiß, dass sie nicht gut für einen sind, die man aber trotzdem macht, weil man auch mal Fünfe grade sein lassen muss. Der Mensch – der Trottel.
Jedes Jahr, wenn man beim Bleigießen seinen silbrigen Klumpen mal wieder als tumorisiertes Gehirn oder metastasische Leber gedeutet hat, fängt man an, seine neuen alten Ziele zu formulieren. Reumütig blickt man in den von Silvesterraketen erleuchteten Nachthimmel und murmelt gebetsmühlenartig seine Vorsätze ins Weltall. Man schreibt sich mit krakeliger Handschrift einen kleinen Zettel oder – wenn man total modern ist – postet es direkt bei Facebook. Facebook ist in diesem Zusammenhang ganz praktisch, denn sollte die Mutter aller Social-Network-Plattformen auch nächstes Jahr noch angesagt sein, kann man seinen Vorsatzzettel ja direkt copypasten.
Ich habe mal verschiedene Zettel mit Vorsätzen angefangen – mal so meine eigenen, und dann hab ich mir noch vorgestellt, was andere wohl darauf stehen haben.

Spax: Diese Kolumne nicht immer auf den letzten Drücker schreiben – mehr vegetarisch essen – weniger Sneakers kaufen – mehr Sneakers kaufen – weniger Cola trinken – mehr Wasser trinken – öfter zu Mama und Papa – besseres Zeitmanagement – Herr der Ringe 1–3, Rocky 1–6 und Star Wars 1–6 noch mal gucken – öfter in den Zoo – mehr Fahrrad fahren – das Mobiltelefon weniger oft in der Nähe der Geschlechtsteile tragen – mehr Sushi – weniger Thunfisch – diplomatischer sein – öfter Business as usual – weniger Facebook – mehr echtes soziales Netzwerk mit Anfassen und so – öfter Arte+7 – mehr Briefe schreiben – weniger Geburtstage vergessen – mehr lLeben – einen Affen streicheln – weniger X-Box spielen – mehr GP sammeln – öfter Software-Updates machen – öfter Time-Machine-Backup machen – noch mehr lachen – Stromberg gucken – mehr Urlaub – unbedingt Keller aufräumen – Comics sortieren – öfter die Wollmäuse aufsammeln – öfter das Parkett saugen – mehr lesen – auch mal selber kochen – weniger ärgern – ein noch besseres Vorbild für alle Menschen sein – mehr Serien gucken – weniger Fernsehen – mal wieder „Wetten, dass ...“ gucken, NOT! – die Bahn öfter bescheißen – mehr um die Haare kümmern – mehr Rap hören – jeden Tag eine gute Tat tun – mehr Zeit für die Familie – Schuhe putzen – öfter durch die Eilenriede joggen – endlich mein Album fertigmachen – mehr live spielen – auf Tour gehen ... usw.
Deutsche Bahn: Sich nicht immer von den Jahreszeiten überraschen lassen – nicht nur über Service reden, sondern auch welchen haben – nicht so viele Strecken vom Netz nehmen – hübschere ZugbegleiterInnen – kostenloses W-Lan im Zug usw.
US-Diplomaten: Sich mehr Zeit für die Depeschen nehmen – diplomatischer ausdrücken – auch mal jemandem ins Gesicht sagen, dass man ihn scheiße findet.
Westerwelle: Nicht immer vergessen, die Flugmeilen aufschreiben zu lassen.
E-Plus: Kundenfreundlichkeit, Tarife, Service – sich bei Herrn Szulc entschuldigen.

… so, das war's erstmal. Ich muss jetzt gleich zum Flughafen und meine Maschine nach Deutschland kriegen. Bis zum nächsten Jahr und bis dahin alles Gute, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in 2011 rein.

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